Chronik Teil 2

Fortsetzung der Vereinschronik

vom 90jährigen Vereinsjubiläum 1989 bis zum 100jährigen Vereinsjubiläum 1999

Nun müßte man dem OGV-Hangard, der sich auch als NATURSCHÜTZER vor Ort versteht, bestätigen. daß nach sinnvoller Auslegung seiner Satzungen, seine Mitglieder schon seit 100 Jahren naturnahe, d.h. naturschonende Tätigkeiten ausüben. So findet ein von der damaligen Landesregierung favorisiertes Programm: „Streuobstwiesen“ ein gutes Echo, denn 53 Jung-Obstbäume zum Preis von 13.- DM pro Stück wurden be-stellt. Es war erst ein Anfang einer kontinuierlichen Ergänzung der alternden Obstbaumbestände auf dem Hangarder Bann. Eine weitere Vereinsinitiative zur Intensivierung des heimischen Obstanbaues ist die Aktion „Lebensbaum“, das heißt, der Verein stiftet bei Geburt eines Kindes im Dorf einen Obstbaum.

Im gleichen Geschäftsjahr des Vereins. 1990, treten erste Beschwerden von Mitgliedern auf hinsichtlich qualitativer Mängel des hergestellten Apfelsaftes. Vorrangig wurde die geringe Haltbarkeit beanstandet. Bedenkt man, daß im gleichen Jahr noch 3538 Liter Apfelsaft hergestellt und 315 Zentner Obst gekeltert wurden, so waren die vorgebrachten Qualitätsmängel ernst zu nehmen. Eine sofortige und totale Lösung des Problems hätte darin bestanden. eine Einrichtung auf neuestem technischen Stand zur Saftherstellung anzuschaffen. Dies wäre mit erheblichen Kosen verbunden gewesen. So dauerte es bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 18.6.1993. die von dem neugewählten 1. Vorsitzenden Armin Jäckle, einberufen wurde, bis eine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit herbeigeführt wurde. Die Mitglieder entschieden sich mit einer Mehrheit von 7 Stimmen, gegen eine Wiederaufnahme der Apfelsaftherstellung.

Der Verzicht auf die Saftherstellung stellte somit einen großen Einschnitt in die Vereinstätigkeiten dar.

Junge Familie und „Lebensbaum“

Fortgeführt wurden indes alle anderen Aktivitäten wie das Durchführen von Schnitt- und Veredelungskursen. Mithilfe bei Geländesäuberungsaktionen und Pflege der Baumscheiben in der Ortsmitte.

Der Fachwart des Vereins, Richard Hauck, hielt jedes Jahr Edelreiser bereit, die kostenlos, bis über die Ortsgrenzen hinaus, an verdelungsinteressierte Obstbaumbesitzer abgegeben wurden. Zu den bemerkenswerten Verdiensten von Rudi Bechtel als Vorsitzender des OGV, gehört die vom OGV ausgehende Bildung einer Interessengemeinschaft „300 Jahrfeier Hangard“, die letztlich zu einem Fest der „dörflichen Superlative wurde. Seine Bemühungen, den OGV und seine Aktivitäten mehr als in der Vergangenheit in den Medien, d.h. der Öffentlichkeit allgemein, darzustellen, haben die Hangarder Schnäpse noch bekannter und damit begehrenswerter gemacht.

Armin Jäckle beim Baumschnitt-Kurs mit wiss-begierigen Interessenten.

Armin Jäckle beim Baumschnitt-Kurs mit wiss-begierigen Interessenten.

Eine solide Finanzführung des Vereins. in Zusammenarbeit mit dem seit fast 20 Jahren amtierenden Kassenwart Jakob Schwan, ergänzen die Verdienste des langjährien Vorsitzenden um den Verein. In der Generalversammlung vom 25.04.1993 wurde Armin Jäckle zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Er konnte einen finanziell auf gesunden Füßen stehenden Verein übernehmen. Die Vereinstätigkeiten wurden durch Fachvorträge von dem Fachwart des Vereins weiter fortgesetzt. Schwerpunktthemen waren: Streuobstwiesen und Bekämpfung des Frostspanners — hierzu wurde ein Informationsblatt verteilt —. Es wurden Apfelwildlinge zum Selbstveredeln sowie Maronensetzlinge beschafft, um die Freude an der Arbeit mit Jungpflanzen zu fördern.

Lokalredaktion der SZ-Neunkirchen bei einer Schnapsprobe in der Brennerei.

Waren bisher Ausstellungen von Erzeugnissen (Früchten) im Obst- und Gartenbau die wesentlichen Wettbewerbselemente. so wird erstmals in der Vereinsgeschichte 1994 ein Gartenwettbewerb veranstaltet, wobei die Gärten der angemeldeten Interessenten nach bestimmten Merkmalen beurteilt wurden. Nicht die Größe, sondern die Pflanzenvielfalt, das Pflanzenarrangement, der Nutzungseffekt, der gesamte optische Eindruck u.a. mehr spielten eine Rolle. Mit 15 Teilnehmern war ein erfreulicher Anfang gemacht.

Im Jahre 1995 fanden gleich zwei vom Verein initiierte Wettbewerbe statt.

Mit „Blumenschmuck am Haus wollte der Verein den landauf, landab stattfindenden Veranstaltungen „Unser Dorf soll schöner werden“ wohl nacheifern.

Erwähnenswert ist, daß die Preisträger ihre Gewinne der Krebshilfe für Kinder zur Verfügung stellten und der Verein die Gewinnsumme noch um 500,- DM aufstockte.

Bemerkenswert ist auch, daß der OGV sich mit einer Spende von 1000.- DM an einer Sammlung für einen schwerstkranken Hangarder jungen Bürger beteiligte. Der zweite Wettbewerb wurde in Verbindung mit dem Hangarder Kindergarten durchgeführt — „Wer erntet den größten Kürbis?“ —. Dem Kindergarten wurden vom Verein Torftöpfe, Anzuchterde und Kürbiskerne geliefert. Die 75 Kinder des Kindergartens durften die Kerne selbst in die Anzuchterde stecken und die Keimung überwachen. Im elterlichen Garten wurde dann der Keimling großgezogen und bis zur Prämierung im Herbst gepflegt. Prämiert wurde nach Gewicht.

Diesem Wettbewerb folgten andere. 1997 „Rummele“; 1998 mit mehrblütigen Sonnenblumen und 1999 — im Jubiläumsjahr — mit Andenbeeren. Das Interesse der Kinder ist ungebrochen, die Freude der Eltern über die Nachhilfe in Sachen Naturkunde ungetrübt und die Aussichen des Obst- und Garenbauvereins Hangard, eines Tages sachkundige Neumitglieder begrüßen zu können, sind gar nicht so schlecht. Völlig vereinsintern ist anzumerken, daß der amtierende Kassenwart und frühere 1. Vorsitzende, Herr Jakob Schwan (1978 — 1981) bei der Generalversammlung 1996 einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Ihn zeichnet die seriöse Finanzverwaltung mit hohem Sparsamkeitssinn aus. Sparsame Haushälter sind nun mal die gefragtesten Leute im Verein.

Ausstellungen als Wettbewerbselemente.

Ausstellungen als Wettbewerbselemente.

20 Jahre Frauengruppe des OGV-Hangard.

20 Jahre Frauengruppe des OGV-Hangard.

Das Jahr 1997 war eines der „spannendsten“ Jahre in der Vereinsgeschichte. Ein Heer von Milliarden von Frostspannern hatte schon im zeitigen Frühjahr die Obstbäume rings um Hangard in graue, teils gespenstisch wirkende „Strunken“ verwandelt. Keiner der älteren Einwohner des Dorfes konnte sich entsinnen, jemals so etwas gesehen zu haben. Zwar waren außer Obstbäumen auch andere Baumarten betroffen, aber der nun einmal Obst verwertende Verein hatte das Nachsehen. So waren denn auch mehr die Theorie beinhaltende Aktivitäten wie Brenner-Lehrgang, Sensorik-Kurs, Seminar-Vereinsführung usw. für Mitglieder des Vorstandes auf dem Plan.

Als Folge des verheerenden Frostspanner-Befalls 1997 sind 1998 nur 192 Liter Schnaps gebrannt worden. Dies war der geringste Umsatz in der Brennerei seit Vereinsgründung gewesen. Für 1998 kommt noch hinzu, daß durch geänderten Mietzins seitens der Stadt hohe Mietzahlungen den Kassenbestand des Vereins nicht unerheblich belasteten. Unerklärlich bleibt, warum in einem Gemeinwesen eine von hoher sozialer Grundidee geprägte Gemeinschaft (hier OGV-Hangard) wie ein Privatmann behandelt wird.

Im gleichen Jahr ist die Kelter seit 1994 wieder in Betrieb, nachdem nur noch sporadisch der Frostspanner Schäden angerichtet hatte. Für die Frauengruppe des OGV mit ihren 75 Mitgliedern war das Jahr 1998 ein Jubiläumsjahr. Sie existiert nun schon ein viertel Jahrhundert und kann auf eine

 Frauengruppe des OGV-Hangard im Arbeitseinsatz bei einer Veranstaltung.


Frauengruppe des OGV-Hangard im Arbeitseinsatz bei einer Veranstaltung.

Fülle von Aktivitäten wie Bildungsfahrten, Info-Abende, Vortragsreihen. Literatur-und Musikereignisse, Kontakte zu anderen Frauengruppen, Einsätzen bei Dorf-und Vereinsfesten und vieles mehr zurückblicken.

Aus diesem Grunde wird (kein Betriebsgeheimnis) die langjährige Vorsitzende Emmy Kleemann, als erste Frau bei der Jubiläumsfeier zum Ehrenmitglied ernannt.

 Emmy Kleemann. Vorsitzende der Frauengruppe des OGV-Hangard, links im Bild.


Emmy Kleemann. Vorsitzende der Frauengruppe des OGV-Hangard, links im Bild.

Man weiß, daß nicht nur der OGV-Hangard, sondern alle Obst- und Gartenbau-vereine des Landes früher „Männervereine“ waren und zum Teil heute noch sind.

Unser Jubiläumsverein hat aktuell 205 Mitglieder, davon 33 Frauen. Es bleibt zu hoffen, daß im Zuge gesamtgesellschaftlicher Wandlungen der Anteil der Frauen auch in unserem Verein wächst, wobei man eines wohl immer übersehen hat: …und Gartenbauverein.

Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins im März 1954 vor ,Strau ße Wirtschaft".

Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins im März 1954 vor ,Strau ße Wirtschaft“.

Der Garten war schon immer die Domäne der (Haus-)Frau, und lassen Sie den Chronisten abschließend noch ein bißchen philosophieren:
Wenn ein Gaden schlechthin das Umhegte, das Behütete ist, die Frau aber auch die Hüterin des Lebens ist, dann ist der Obstbauverein der Männer im Vergleich zum Gartenbauverein der Frauen
ziemlich unbedeutend.
Alle guten Segenswünsche mögen die-sen Hangarder Obst- und Gartenbauver-ein ins nächste Jahrtausend begleiten.

Bearbeitet von Richard Hauck, im August 1999

Gruppenfoto unseres Vereins aus Anlaß der 300-Jahr-Feier 1985. Untere Reihe. 3. v.l.n.r. der inzwischen verstorbene Ehrenvorsitzende Josef Wittling.

Gruppenfoto unseres Vereins aus Anlaß der 300-Jahr-Feier 1985. Untere Reihe. 3. v.l.n.r. der inzwischen verstorbene Ehrenvorsitzende Josef Wittling.

Der frühere Vorsitzende Rudolf Bechtel und der langjährige Brennmeister Emil von Koblinski beim Ausspindeln des Edelbrandes.

Der frühere Vorsitzende Rudolf Bechtel und der langjährige Brennmeister Emil von Koblinski beim Ausspindeln des Edelbrandes.

DANKE
An dieser Stelle möchte sich der Obst- und Gartenbauverein bei allen Inserenten in unserer Festschrift für ihre Unterstützung sehr herzlich bedanken und gleichzeitig unsere Mitglieder bitten, auch ihrerseits die Geschäftsleute bei ihren Einkäufen zu berücksichtigen.